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Kopfschmerzmittel per WhatsApp-Nachricht

Marei Schlich, Inhaberin der Sebastian-Apotheke in Rödersheim-Gronau, über nimmt Apotheke in Dannstadt – Mit moderner Technik gegen Internetkonkurrenz

 

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Bild von Rebekka Sambale

 

RÖDERSHEIM-GRONAU. „Ich will die Leute nicht ans Internet verlieren“, sagt Marei Schlich. Dafür
geht sie auch mal unkonventionelle Wege. Die 33-Jährige ist Inhaberin der Sebastian-Apotheke in Rödersheim-Gronau. Ab Januar übernimmt sie zusätzlich die Kurpfalz-Apotheke in Dannstadt-Schauernheim.

Es ist keine einfache Zeit für Apotheker. Erst Mitte Oktober hatte der Europäiiche Gerichtshof die Preisbindung für verschreibungspflichtige Medikamente in Internet-Versandapotheken gekippt. Und wenn diese ihre Preise selbst gestalten können, wird es für das stationäre Geschäft schwierig. „Solche Preise können wir nicht anbieten“, sagt Marei Schlich und verweist darauf, dass beispielsweise nur in Deutschland 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Medikamente fällig werden. Online-Anbieter aus dem Ausland haben damit einen Wettbewerbsvorteil. „Der Endverbraucher macht sich keine Ge danken darüber, dass diese Unternehmen hier keine Steuern zahlen“, so Schlich.
„Eine große Aufgabe“, sagt die 33-Jährige darüber, dass sie ab dem 2. Januar nicht nur die Verantwortung für die Sebastian-Apotheke mit fünf Mitarbeitern, sondern auch für die Kurpfalz-Apotheke mit elf Mitarbeitern tragen wird. Aber es ist eine selbst gewählte Aufgabe.
Die Frau, die in zwischen in Gönnheim lebt, sucht die Herausforderung. Die Sebastian-Apotheke hatte sie vor zwei Jahren relativ kurzfristig von ihrem Vater übernommen. Eigentlich habe sie gar nicht so schnell wieder „aufs Land“ gewollt, nach ihrem Pharmazie-Studium in Mainz, einem anschließenden betriebswirtschaftlichen Studium und einjährigem Arbeiten in der Landeshauptstadt. Aber jetzt ist sie sehr glücklich mit dem, was sie tut.
Die Bindung zu den Kunden sei in einer Dorf-Apotheke stärker als in der Stadt. „Die Leute kommen mit anderen Fragen“, sagt Schlich. Da bringe auch mal einer das vom Arzt erstellte Blutbild vorbei, lasse sich beraten. Schlich arbeitet mit Kundenkarten. Wenn einer ihrer Stammkunden ein neues Medikament einneh men soll, kann sie im Computer nachsehen, ob es mit der übrigen Medikation verträglich ist. Zum Umsatz ihrer Apotheke möchte sie sich nicht äußern.
Seit einem Jahr bietet die Sebastian-Apotheke auch Medikamentenbestellung per WhatsApp an. „Das läuft super“, sagt die Inhaberin. Und zwar so wohl bei jüngeren wie auch bei älteren Menschen. Wer ein bestimmtes Medikament braucht, kann per elektronischer Handynachricht seine Bestellung abgeben – direkt antwortet ein Mitarbeiter, wann das Präparat vor Ort ist. Viermal pro Tag werde die Apotheke vom Großhandel beliefert, sagt Schlich. Neben der Sache mit WhatsApp probiert Schlich noch ein paar andere Dinge neu aus. Die Medikamente werden jetzt mit einem Hybridfahrzeug ausgeliefert. Statt Plastiktüten gibt’s für die Kunden Papiertüten, die als Bioabfall-Behältnisse wiederverwendbar sind. Und dann gibt’s da noch so eine Idee: Im Januar oder Februar soll ein Abholautomat an der Apotheke in Rödersheim-Gronau installiert werden. Mit einem entsprechenden Zahlencode können die Kunden ihr Medikament dort zu jeder Uhrzeit aus kleinen Fächern holen.
Das alles ist für Marei Schlich nicht einfach ein nettes Nebenbei. „Ich will die Leute hierbehalten“, sagt sie kämpferisch. Ihr geht es dabei nicht um die Konkurrenz zu anderen Apotheken in der Region, sondern um die Situation der Apotheken generell. Irgendwann werde das E-Rezept kommen, fürchtet sie und die Menschen alles nur noch über das Internet bestellen. Das wäre das Ende kleiner Dorf-Apotheken.
Und das hieße nicht nur das Aus individueller Beratung, sondern auch vieler Arbeitsplätze.
Doch Schlich ist Optimistin. Sie glaubt an die Zukunft kleiner Geschäfte. Irgendwann werde
ein Umdenken einsetzen, vermutet sie. Und die Men schen wüssten kleine Läden wieder mehr zu schätzen.
In der Dannstadter Kurpfalz-Apotheke soll sich für die Kunden zunächst nicht viel ändern.
Schlich übernimmt alle Mitarbeiter. Bei Personalengpässen in der einen oder der anderen
Apotheke könnten die Mitarbeiter gegenseitig aushelfen. Im Grunde sollen aber alle Kunden ihre –
oft jahrelangen – Ansprechpartner behalten.

Quelle: DIE RHEINPFALZ, 29.12.2016

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